Drupal lernen mit Videos - Buildamodule.com
Schon seit langer Zeit gibt es viele Drupal-Lernvideos im Netz. Ich weiß nicht, ob das bei anderen CMSen genauso ist, aber habe den Eindruck, daß unser Blue System da besonders gut versorgt ist. Es mag Gründe im Ursprung haben: Drupal war schon immer eine "Platform of Empowerment"; die prominenten Vertreter sehen sich als Kämpfer für die gute Sache und das im positiven Sinne. Daher mag ein besonderes Bedürfnis stammen, den Menschen die frohe Botschaft zu bringen.
In letzter Zeit zeichnet sich eine Tendenz ab, das Ganze zu professionalisieren und übersichtliche Sammlungen zur Verfügung zu stellen, und Lernvideos auch als kommerzielle Unternehmung zu betreiben. Dazu gehört Drupalize me von Lullabot, die Drupal Videos auf Lynda.com und eben Buildamodule.com. Auch das nichtkommerzielle tutr.tv ist noch relativ neu, es sammelt und ordnet einen großen Teil der kostenlosen und verstreut auf vielen Seiten veröffentlichten Videos (wie z.B. die großartigen Serien von Nodeone aus Schweden).
Chris Shattuck, der die Videos von buildamodule.com nach meinem Eindruck alle erstellt hat und die Plattform betreibt, ist leidenschaftlich bei der Sache und glaubt an diese Art des Lernens. Inspiriert vom Erfolg von der Khan Academy, einer nichtkommerziellen Plattform mit Lernstoff, der vor allem für Universitätsstudenten sinnvoll ist, baut er an einem ganzheitlichen Konzept.
Was buildamodule.com bietet
Zunächst einmal gefällt an buildamodule.com die große Aktualität des Materials: über 90% der Videos beschäftigen sich mit Drupal 7. Es gibt eine kleine Drupal 6 Sektion, deren geringer Umfang auch damit zusammenhängen kann, daß die Plattform noch relativ neu ist. Weiterhin wirkt die grafische Gestaltung professionell und angenehm. Die Videos sind durchgehend in Englisch, allerdings spricht Shattuck sehr deutlich und nicht zu schnell, und es ist kein schwieriges Englisch. Vielleicht abgeshen von der Drupal-Terminologie - allerdings entsprechen die englischen Worte hier genau den Deutschen, da diese durchgehend auch von von deutschen Drupal-Entwicklern verwendet werden.
Alle Videos sind auf einer einzigen Seite aufgelistet. Das mag unübersichtlich erscheinen, aber durch Gruppierung grob in große Sektionen und darin in einzelne Lektionen vermittelt schnell den Eindruck, daß hier ein System dahinter steckt. Die einzelnen Lektionen bauen aufeinander auf, und die einzelnen Videos sind ziemlich kurz mit zwischen 2-6, manche auch mal bis 8 oder 9 Minuten. Für ein gesamtes Kapitel ergeben sich aber trotzdem bis zu 10-13 Stunden Videomaterial, was durch die kleinen Häppchen aber leichtverdaulich ist :) Die Videos sind zu einem großen Teil didaktisch durchaus aufwändig gemacht. Man merkt, daß der Autor viel Erfahrung im Lehren hat.
Beispielhaft seien zwei der sechs Kapitel herausgegriffen:
Build Your First Drupal 7 Web Site
Dieses Kapitel richtet sich an Zuschauer, die Drupal das erste Mal installiert haben, und tendenziell kein PHP, HTML oder CSS können. Dies ist wirkliches Einsteigerniveau, der geneigte Eleve wird Stück für Stück auch an Dinge herangeführt, die ihm ganz am Anfang einschüchternd erscheinen mögen wie Fields, Views und z.B. Taxonomie und Node Reference. Weiter hinten im ersten Kapitel wird dann sogar eine ausführliche und prima Einführung in CSS und wie man es am einfachsten in Drupal anwenden kann, gegeben.
Das Vorgehen ist anhand eines virtuellen Kundenprojektes dargestellt. Damit ist klar, daß es sich eher an jemand richtet, der Drupal richtig lernen will, als eine reine Redakteursschulung für den Kunden. Es gibt Layouts für die geplante Seite und ein Briefing der vom Kunden gewünschten Funktionen, und Stück für Stück wird dann die fertige Drupal-Seite gebaut.
Drupal 7 Development Core Concepts
Hier werden die wichtigsten APIs, Hooks und sonstige Drupalismen gründlich und verständlich erklärt und angewendet. Bei manchen Videos habe ich das Gefühl gehabt, manches auch endlich richtig verstanden zu haben wie Preprocess, Theme Functions usw. Man kann einen aufstrebenden Drupal Entwickler hier prima dransetzen, und ihm aufbauend auf dem Gelernten Aufgaben zur Anwendung geben. Die Videos können dabei als Referenz genutzt werden, wenn man etwas dann doch wieder vergessen hat.
Unser Praktikant Felix war der erste Inhouse Tester und war spontan sehr angetan. Felix hatte die Aufgabe, sein erstes Modul zu schreiben, und sich etwas in die API einzuarbeiten. Dazu nutzte es das Kapitel "Drupal 7 Development Core Concepts". Ich kann nur sagen, er scheint das Vorgeführte prima verstanden zu haben. Obwohl, ich bin da konservativ und der Meinung, nur das, was man mehrfach angewendet und auswendig kann, kann man wirklich. Der sogenannte aktive Vokabelschatz. Die Videos führen in das Thema ein, gefestigt werden muß es in der Praxis.
Wie viel Liebe zum Detail drin steckt, erkennt z.B. daran, daß das mitglieferte Paket von Code-Beispielen für jede einzelne Lektion vorhanden ist. Es ist fast schon ein bisschen zu einfach, da man immer den mitgelieferten Code verwenden kann, und dann nicht die Übung durch Abschreiben hat. Beim Abschreiben lernt man auch schon eine Menge auswendig. Jedoch kann man das ja auch machen, man muß die Codebeispiele nicht verwenden. Am Ende jeder Lektion gibt es dann noch Challenges, die das Gelernte weiterführen, und für die es keine vorgefertigten Beispiele gibt, da ist dann kreative Anwendung des Gelernten gefragt.
Neben dem Video-Abspielfenster gibt es quasi ein Screencast-Karaoke: der gesprochene Text ist abgedruckt und wird satzweise beim Abspielen hervorgehoben. Das geht soweit, daß man sogar auf einen einzelnen Satz klicken kann, und dann zur entsprechenden Stelle im Video springt.
Was kostet der Spaß?
Es sind einige Kapitel kostenlos verfügbar. Das sind wirklich nur Apettitmacher und knapp 1/10 der Videos. Jedoch bekommt man ein gutes Bild von der Qualität des Materials, und dadurch, daß quasi aus jeder Lektion eines dabei ist, auch durch alle Bereiche. Dankenswerterweise sind die beiden allerersten Lektionen für Totaleinsteiger komplett kostenlos verfügbar, die die Installation und erste einfache Tweaks an der Seite abdecken.
Man kann die Videos entweder kapitelweise als Downloads oder DVDs kaufen, oder ein mindestens einen Monat langes Abo abschließen. Die Preise für Downloads beginnen bei Preisen von 75 Euro für ein komplettes Kapitel, das Monatsabo kostet 29 Dollar, dafür hat man für diese Zeit Zugriff auf das gesamte Material. Wenn es wirklich nur ein Monat sein soll, kündigt man am besten unmittelbar nach dem Abschluß, denn ansonsten verlängert sich das Abo am Ende eines Monats automatisch.
Es gibt auch ein Forum auf der Seite, in dem Chris weiterführende Tips zu den Lerninhalten anbietet (und natürlich auch schon mal für allgemeinen Drupal-Support mißbraucht wird), vor allem aber Vorschläge sammelt, welche Videos die Kunden gerne sehen würden. Für ihn eine effektive Methode, die am meisten nachgefragten Themen nachzuliefern und die vorhandenen zu verbessern. Die Sammlung wird auch ständig erweitert, ich habe nicht verfolgt, in welchem Tempo.
Fazit
Ich denke man hört durch, daß ich immer noch ganz begeistert bin vom Nivau des Gebotenen. Auch die ganze Aufmachung und Strukturierung fühlt sich wertig und professionell an, man hat das Gefühl, wirklich was für sein Geld zu bekommen. Ähnlich gute Videos kannte ich sonst von lynda.com. Man kann sich nur wünschen, daß mehr kommerzielle Anbieter solche Lernplattformen anbieten. Ein kommerzielles Angebot _muß_ einfach gut sein, um am Markt bestehen zu können.
Für kritische Anmerkungen habe ich noch nicht gründlich genug das Archiv durchpflügt. Vielleicht nervt die Einleitungsmusik der Videos etwas, aber die ist immer nur sehr kurz.
Weiter so, Chris, ich bin gespannt, wie sich die Plattform entwickelt.